Der Berchtesgadener Zegga ist eine von Hand gefertigte, weiche Flechttasche, in typischer rechteckiger Form, aus verschieden farbigen Weizenstrohbändern in unterschiedlichsten Mustern geflochten und mit zwei Henkeln versehen.
Seit alter Zeit wird er zur Berchtesgadener Frauentracht oder entsprechend farblich passend zum Dirndlg'wand getragen.
Jeder Zegga wird einzeln von Hand von mir gefertigt und ist daher ein absolutes Einzelstück.
Dieses alte Handwerk war fast schon in Vergessenheit geraten und wurde von mir im Eigenstudium wieder zum Leben erweckt.
Auch wenn heutzutage vorallem die Zegga in den Farben Schwarz-Strohgelb beliebt sind, wurden die Taschen in alten Zeiten bereits in unterschiedlichen Farben hergestellt und gerne getragen.
Hier einige Fundstücke, die mir dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt wurden.
Über die genaue Herkunft des Wortes „Zegga“ als eine weiche Tragtasche aus Stroh, Binsen, Bast oder auch aus Stoff mit je einem Griff auf jeder Seite gehen die Meinungen der Experten ein wenig auseinander.
Zum einen könnte vom lateinischen „sagena“ = Schleppnetz über althochdeutsch „segina“ und mittelhochdeutsch „segene“ oder „sege“ der Begriff „Zegga“, „Zegerer“ oder der „Zöger“ abzuleiten sein.
Andererseits scheint das Bayerische Wörterbuch eine sprachwissenschaftlich plausiblere Erklärung dafür zu bieten.
Demnach geht das mundartliche “Zegga“ auf tschechisch „cicha“ und alttschechisch „ciecha, cajcha, cejcha“ zurück.
Die Moldauflößer benutzen das Wort „cicha“ für ein sackartiges Netz zum Fischfang.
Das tschechische Wort ist wiederum auf ein altes deutsches Wort zurückzuführen, man spricht hier von einer sog Rückentlehnung, nämlich auf mittelhochdeutsch „ziech“ oder “zieche“, was Bettdecke, Kissenüberzug, Sack bedeutet und das man auch heute noch in der Mundart als „Bettziach“ kennt. Ursprünglich geht „ziech“ oder „zieche“ auf das griechische „theca“ zurück, das wir im Neuhochdeutschen als Theke (= Tresen) kennen, im Griechischen jedoch auch ein Behältnis, nämlich Kiste, Kasten oder Schrank bezeichnet..
Der „Zeckerer“ oder „Zecker“ lässt sich auch historisch im südlichen Westböhmen, im mittleren Böhmerwald bis über die benachbarte Grenze nach Bayern feststellen.
Bekannt ist ein geflochtener, tiefer, schmaler „Zeker“ in Südmähren, der der Aufnahme von mitgenommener Verpflegung und zum Tragen von Zweiliterweinflaschen (Flaschenzeker) diente sowie ein taschenartiger „Zeker“, der von den Frauen zum Einkaufen benützt wurde. Ebenso war der „Schulzeker“ als Schultasche der Mädchen bekannt.
Wichtig für die Entwicklung und Verbreitung dieser Korbarten nach Bayern war, dass die Korbmacherei als Hausindustrie betrieben und die Körbe durch Hausiererhandel sowie auf Märkten und Jahrmärkten vertrieben wurden. Sog. Korbflechter, Korbstricker oder Kürbenzeuner machten sich oft monatelang von Böhmen aus mit ihren Rückenkraxen zu Fuß auf den Weg, um ihre Waren auch in Bayern anzubieten und brachten so das slawische Lehnwort mit der dazugehörigen Ware ins Land.
Parallelen zu unserem Anton Adner lassen sich hier ganz leichtfeststellen, der ja die Berchtesgadener War zu Fuß bis nach München vertrieb..
Aus diesen böhmischen „Zeker“ entwickelte sich bis heute der „Zegerer“ in Niederbayern, der „Zöger“ in Österreich und der „Zegga“ bei uns.
„Du machst a Gsicht wia a z’rissener Zegarer“ sagt man in der Oberpfalz, Im Zegga trug man beispielsweise auch dort Brot, Obst oder Gemüse vom Markt nach Hause. War ein Loch oder ein Riss darin, dann erfüllte er seine Dienste nur noch sehr schlecht. Aus diesem Zusammenhang entstand die Aussage „Du machst a Gsicht wai a z’rissener Zegga", wenn jemand misslaunig, schlecht gelaunt aussah.
Im Tagebuch der Herzogin Dorothea Sibylle von Brieg, Markgräfin von Brandenburg, aus dem Jahre 1630 steht verzeichnet: „In ihrem lidernen Zökker musste die alte Grete den Kranken die Labung bringen.“
Im Pinzgau bedeutet „zeggan“ – schwer tragen, herumschleppen und bei uns fragt die Oma: „Was hast denn do wieder hoamzeggat?“ – wenn die Enkelin mit einer Rarität, die sie auf dem Flohmarkt erstanden hat, nach Hause kommt.
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